Montag, 19. August 2013

Massenkommunikation

Da es sich bei der Web-vermittelten Konferenz um eine Kommunikation i.d.R. zwischen mehreren Personen und bei dem Vermittlungs-Medium Internet um ein Massenmedium handelt finde ich es an dieser Stelle sinnvoll, erst einmal den Begriff der Massenkommunikation zu beleuchten.

Massenkommunikation bezieht sich auf die Verbreitung von Informationen über ein technisches Vermittlungssystem, nämlich die Massenmedien.
Hier zum Einstieg eine weit verbreitete Definition:

Informationsverbreitung bzw. Verbreitung symbolischer Inhalte durch spezialisierte soziale Gruppen (Kommunikatoren) mittels technischer Systeme (Medien) an ein großes, heterogenes und weit verstreutes Publikum (Rezipienten). 
(H. Bonfadelli ,2001, S. 22)

Gerhard Maletzke entwarf bereits in den 60er-Jahren ein umfassendes Modellkonzept zum Thema Massenkommunikation, in welchem er die Massenkommunikation als ein Beziehungssystem zwischen den Grundfaktoren Kommunikator,  Aussage, Medium und Rezipient darstellt, wie jeder Teil auf die anderen verweist und auch von den anderen beeinflusst wird (vgl. R. Burkart, 2003, S. 184).


Feldschema der Massenkommunikation (Maletzke, 1963)
aufgerufen am 19.08.2013; 18:37


In dem Modell wird gezeigt, dass sowohl Kommunikator als auch der Rezipient weder vorraussetzungslos noch völlig isoliert voneinander in den Massenkommunikationsprozess eintreten. Sie handeln stets in Abhängigkeit von ihren subjektiven psychischen und sozialen Dispositionen. Sie handeln aber auch nicht unabhängig voneinander, sondern sind in ihrem Rezeptions- und Produktionsverhalten vom wechselseitig vorhandenen Fremdbild beeinflusst. Außerdem besteht immer die Möglichkeit zum Feedback. Maletzkes Bezugsrahmen ist also ein vorwiegend sozialpsychologischer, da im Mittelpunkt der Kommunikatoren und Rezipienten stehen, welche in mehrfachen Abhängigkeiten und Wechselbeziehungen zueinander stehen (vgl. R. Burkart, 2003, S. 184).

In Anlehnung an die Überlegungen Maletzkes lässt sich aus der Sicht der aktuellen technischen Entwicklung ein weiteres Modellkonzept entwerfen, welches den Bezugsrahmen der digitalen Vernetzung in den Mittelpunkt rückt. Das Modell hebt hervor, dass sich Unterschiede zwischen Kommunikator- und Rezipientenrolle einebnen, aber nicht vollständig auflösen. Hierbei wäre eine Gruppe (die ursprünglichen Kommunikatoren), welche die Rollenmacht über die Inanspruchnahme und Indienstnahme von Kommunikationsmitteln besitzt, während eine andere Gruppe (die ehemaligen Rezipienten) v.a. die Möglichkeiten der Teilhabe und Teilnahme offen stehen. Die Auswahl und Gestaltung der Aussagen sowie ihre Wahrnehmung und Wirkung sind von der jeweils vorhandenen Kommunikationsstruktur  und den eingesetzten Medienanwendungen abhängig (R. Burkart, 2003, S. 185).

Medientheorien

[...] vor geraumer Zeit hat der Publizistikwissenschaftler Harry Pross (1972) eine Differenzierung in primäre, sekundäre und tertiäre Medien eingeführt. Primäre Medien sind die Medien des menschlichen elementarkontaktes, also unmittelbar leibgebundene Ausdrucksmöglichkeiten. So z.B. Sprache, wie auch Mimik und Gestik. Als sekundär begreift Pross all jene Medien, die auf der Produktionsseite ein Gerät erfordern, nicht aber beim Empfänger. So z.B. Plakate und Flugblätter. Tertiäre Medien sind schließlich Kommunikationsmittel, die sowohl auf der Sender- als auch auf der Empfängerseite ein technisches gerät erfordern. Dies trifft z.B. auf des Telefon und den Hörfunk zu (R. Burkart, 2003, S. 185).
Als Folge der Konvergenz [...] von von Telekommunikation, Computer und Rundfunk ist in diesem Zusammenhnag nun sogar von quartären Medien (auch: digitalen oder Online-Medien) die Rede: Sie basieren auf der Technik der Digitalisierung und setzen die Nutzung eines Computers mit Online-Verbindung voraus. als quartäre Medien gelten mithin Online-Zeitungen, Websites, Chats [...] (R. Burkart, 2003, S. 185).

Elektronisch mediatisierter Kommunikationsraum (Burkart, 2003, S. 186)
aufgerufen am 19.08.2013; 18:41)


In dieses von Pross beschriebene Feld der quartären Medien wäre also auch unsere Web-Konferenz einzufügen. 
Es gibt natürlich in der Kommunikationswissenschaft noch eine ganze Vielzahl weiterer medientheorien, auf welche ich jetzt nicht näher eingehen möchte und muss. Denn die vorangegangene beschreibt wie ich finde sehr treffend die Entwicklungen und Veränderungen, welche mit der Weiterentwicklung der technischen Mittel einherging.
Auch im Bereich der Medientheorien gab es in dieser Hinsicht einschlägige Veränderungen. 


Zusammengefasst und einsortiert

Die Massenkommunikation ist also stets ein Gefüge von wechselseitigen Beziehungen und Abhängigkeiten. Wobei sich die Rollenverteilung (wie auch schon in vorangegangenen Beiträgen beschrieben - beispielsweise hier: Link) aufgrund der Entwicklungen der technischen Kommunikationsmittel stetig verändert hat.
Im heutigen Zeitalter der digitalen Kommunikation ist das Rollengefüge beinahe eingeebnet und die Rolle des Mediums an sich rückt immer mehr in den Mittelpunkt der Betrachtungen. So wurden auch hier die technischen Übertragungswege immer Bedeutungsvoller.

Für meine Betrachtungen hinsichtlich der Web-Konferenzen spielen diese Veränderungen natürlich auch eine entscheidende Rolle, da ohne diesen Entwicklungsprozess an eine Web-basierte Konferenz gar nicht zu denken wäre und bei ihr die "neuen" Theorien Anwendung finden.

Zum heutigen Abschluss meiner Recherchen zum Thema Massenkommunikation habe ich noch ein Video für Euch. Hier wird mit Bezug zum Marketing sehr schön der Wandel der (Massen)Kommunikation und der zugrunde liegende Technische Fortschritt beschrieben. Schaut doch mal rein...




Quellen:
H. Bonfadelli (2001):Was ist (Massen)Kommunikation. Grundbegriffe und Modelle. In: O. Jarren / H. Bonfadelli (Hrsg.): Einführung in die Publizistikwissenschaft. Bern
R. Burkart (2003): Kommunikationstheorien. In: G. Bentele / H.-B. Brosius / O. Jarren (Hrsg.): Öffentliche Kommunikation. Handbuch Kommunikations- und Medienwissenschaft. Wiesbaden
http://blogs.tu-ilmenau.de/bonfuzius/tag/maclean/

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